Helmbrechts/Deutschland
Neunzehn Runden liegen hinter den Pilotinnen und Piloten vom Segelflugzentrum (SFZ) Ottengrüner Heide bei Helmbrechts. Die 2. Segelflugbundesliga 2012 ist seit dem 27. August, 10 Uhr offiziell beendet. Das amtliche Ergebnis steht fest und das SFZ jubelte: Der Klassenerhalt ist geschafft! Und damit das angestrebte sportliche Ziel.
Segelflugbundesliga – Was ist das? Über 19 Wertungswochenenden hinweg melden 30 konkurrierende Segelflugvereine aus ganz Deutschland ihre Flüge bei einem Onlineportal. In jeder Runde zählen dabei die drei besten Flüge eines Vereins in die Wertung. Der erste Platz erhält 20 Punkte, der zweite 19, usw. Die letzten Vereine erhalten jeweils einen Punkt. Reicht ein Verein keinen Flug ein, so erhält er auch keine Punkte. Runde für Runde werden diese Punkte aufaddiert. Am Ende steigen die sechs besten Vereine der Tabelle in die erste Bundesliga auf und die Vereine ab Platz 24 in die Landesliga ab.
Nach dem Abstieg des SFZ aus der 1. Bundesliga im vergangenen Jahr ist das Ziel nun erstmal der Klassenerhalt.Das ehrgeizig selbst noch höher gesteckte Ziel, sich schließlich in der vorderen Tabellenhälfte zu platzieren gelang dabei leider nicht mehr. Ein kleiner Rückblick mit Sportleiter Hanns-Günther Bauer über die Saison zeigt warum:
In die Bundesliga 2012 starten die Piloten von der Ottengrüner Heide zurückhaltend und setzten zu Beginn wetterbedingt alles auf die nächsten Runden: 0 Punkte. Der Selber Pilot Hanns-Günther Bauer holte mit seinem Flug in Runde 2 die ersten wichtigen Punkte und konnte den Verein so auf den vorläufigen 24. Tabellenplatz bringen. Es folgte eine weitere Nullrunde für das SFZ. Runde 4 brachte dank Andreas Görmer aus München, Claus Triebel und Hanns-Günther Bauer aus Selb zumindest einen Punkt. Sportleiter Bauer erläutert: „Sicherlich ist ein Punkt pro Runde nicht sehr erfreulich – vor allem nicht, wenn mehr möglich gewesen wäre. Doch darf man nicht vergessen, dass gerade diese kleinen Punkte am Ende über den Auf- bzw. Abstieg entscheiden können.“Doch schon in der 5. Runde punkteten die Segelflieger richtig: 19 Punkte gab es für den 2. Rundenplatz. Ein wahrer Erfolg, den die insgesamt 10 eingereichten Flüge brachten. Das Wetter trug die Segelflieger diesmal weit über 3300 Kilometer durch Deutschland. Und schließlich auf den vorläufigen 17. Tabellenplatz. An diesen Erfolg galt es nun anzuknüpfen.
In Runde 6 gelang es die Platzierung noch zu halten. Darauf folgte eine weitere Nullrunde – kein Flug, der für die Ottengrüner Heide gemeldet wurde. Mit Runde 8 konnte von Bauer und Triebel zwar wieder ein Punkt eingeflogen werden, der vorläufige Gesamttabellenplatz war aber bereits knapp im roten Bereich: Platz 24.Die 9. Runde schob die Piloten nochmals nach unten. Wieder eine wetterbedingte Zwangspause. „Schon wieder konnten wir da nicht Fliegen!“ hört man einige Piloten in der Nachschau schimpfen. Diese Runde war dabei möglicherweise fatal: Sie endete mit Platz 28 von 30 Teilnehmern.Zur Halbzeit, in Runde 10, konnten wieder fünf Flüge gemeldet werden. Der 16. Rundenplatz brachte dabei fünf Punkte. Die Differenz zum ersten Nicht-Abstiegsplatz betrug hier aber noch immer 10 Punkte. Weiter ging es in Runde 11, in der die junge Scheinpilotin Serena Triebel aus Selb am letzten Tag im Juni mit ihrem 370 Kilometer langen Streckenflug die wichtigen Punkte einflog. Mit dem 5. Rundenplatz sammelte das SFZ weitere 16 Punkte und konnte so auf den vorläufigen 25. Tabellenplatz aufholen.
Die ersten beiden Juliwochenenden, Runde 12 und 13, waren schon wieder vom Regen bestimmt. Erneut null Punkte für das SFZ. Ein schwacher Trost: Auch die Konkurrenz konnte ihren Vorsprung nur schwach ausbauen.Es folgten 13 Punkte – der 8. Rundenplatz am 14. Wertungswochenende. Fünf Runden vor dem Ende der Bundesliga-Saison schaffte das SFZ den Abstand nochmals zu verkürzen. Unter anderem dank des Fluges von Bauer, der laut Logger knapp 400 Kilometer zurücklegte. Gerade einmal drei Punkte fehlten zum Nicht-Abstiegsplatz. Eigentlich eine machbare Distanz.„In Runde 15“ beginnt Bauer „mussten wir uns wieder einmal dem Wetter geschlagen geben. Nicht einen Flug haben wir geschafft einzureichen. Das drückte uns erneut auf den 27. Tabellenplatz. Jetzt mussten wir noch einmal durchstarten!“Und das taten sie: In den Endspurt gingen die SFZler in Runde 16 mit vollen 20 Punkten. Rundensieg! „Das war natürlich Klasse!“ berichtet Bauer freudig. Und wirklich – das haben sie gebraucht. Nicht nur, dass sie auf dem vorläufigen 23. Tabellenplatz landeten, auch die Differenz nach unten war mit 6 Punkten vorerst ein gutes Polster. „Nun galt es, dran zu bleiben!“ Hervorzuheben ist unter anderem der Flug von Triebel über 360 Streckenkilometern.
Mit Runde 17 konnte das SFZ den Vorsprung zu den Abstiegsplätzen weiter ausbauen: Rundenplatz 5 brachte nochmals 16 Punkte. Der 21. Tabellenplatz. Verantwortlich für diesen Erfolg waren auch der Selber Peter Schertenleib, der einen Flug über 550 Kilometer melden konnte und Andreas Görmer aus München mit einem 600-Kilometer-Flug. Damit wurden auch die vereinsinternen Ziele höher gesteckt: Man wollte nicht nur den Klassenerhalt, nein eine Platzierung in der ersten Tabellenhälfte muss es werden!Schließlich sammelten sie die letzten wichtigen Punkte in der vorletzten Runde. Mit drei gemeldeten Flügen, darunter der über 150 km weite Flug vom Hofer Stephen Bailey, sicherten sie sich bereits in Runde 18 den vorzeitigen Klassenerhalt. „Rein rechnerisch hatten wir es geschafft“ zeigt Bauer. „Wir konnten uns gegenüber den 13 Vereinen, die in dieser Runde Flüge meldeten gut platzieren. Der dritte Rundenplatz brachte uns nochmals 18 Punkte und hob uns auf den vorläufigen 19. Tabellenplatz. Die Punktedifferenz von 21 zum ersten Abstiegsplatz brachte uns hier schon Erleichterung.“
Und das glücklicherweise, denn am 25. und 26. August, dem 19. und letzten Wertungswochenende folgte eine weitere Nullrunde für das SFZ. Doch auch viele andere Vereine flogen wieder einmal nicht.
Nach diesen 19 Runden landete das SFZ insgesamt mit 118 Punkten auf dem 17. Tabellenplatz. Eine Platzierung im Mittelfeld. Angeführt wurde die Tabelle dabei von den Segelfliegern aus Oerlinghausen, Nordrhein-Westfalen.
In diesen 19 Runden wurden vom SFZ 99 Flüge zur Bundesliga angemeldet und insgesamt etwa 18.000 Kilometer gewertet. Die tatsächlichen Streckenkilometer liegen dabei wohl weitaus höher. Zum Vergleich: der Erdumfang beträgt am Äquator 40.000 Kilometer. Insgesamt wurde eine Flugzeit von etwa 374 Stunden – allein für die Bundesliga – geflogen. Das entspricht etwa 15,5 Tagen.Zu diesem sportlichen Erfolg des SFZ haben dabei viele Mitglieder beigetragen. Neben der Bodencrew waren es im Segelflugzeug als Begleiter Andreas Kreil und Christian Walther. Als Piloten starteten Stephen Bailey, Hanns-Günther Bauer, Carolin Fischer, Kevin Fischer, Kevin Fritsch, Klaus Gareiß, Andreas Görmer, Florian Götz, Ralf Kaußler, Reinhard Kreil, Markus Rudolph, Peter Schertenleib, René Seidler, Franziska Strobel, Claus und Serena Triebel.
Sicherlich war diese Saison keine leichte. Ein großer Faktor der diesen Sport bestimmt ist stets das Wetter. Dazu kommt die Beheimatung der teilnehmenden Vereine. Nicht selten hatten westliche Vereine das Glück schon wieder besseres Wetter zu haben, als es in Oberfranken gerade zu Regnen begann. Auch muss man die Mannschaftsstärke berücksichtigen – hier ist das SFZ eine vergleichsweise kleine Gruppe. Umso beträchtlicher das Ergebnis.
Im Hinblick auf die Saison 2013 stellt Sportleiter Bauer abschließend fest, dass „es diesmal gar kein so großer Abstand zu einem Aufstiegsplatz mehr war. Das hätten wir vielleicht doch noch schaffen können.“ Von 19 möglichen Runden ließen die Piloten immerhin acht ins Wasser fallen – und manchmal nicht nur sprichwörtlich. Zwar können die Segelflieger bei Regen nicht fliegen, „doch“, so zeigen sich einige Piloten kritisch, „lassen wir uns bei zweitklassigem Wetter gerne mal wichtige Punkte durch die Lappen gehen.“ Bauer führt fort: „Genau daran müssen wir arbeiten. Deswegen bin ich ganz zuversichtlich und denke, wir können 2013 vielleicht sogar wieder den Aufstieg ins Visier nehmen!“
Ehrgeizige Ziele, die die Piloten vom SFZ verfolgen. Dabei wirkt der kleine Flugplatz bei Helmbrechts recht ruhig. Der Verein, geprägt v.a. von einer starken Jugendgruppe weiß sich aber zu zeigen. Auch bei sportlichen Wettbewerben wie der Bundesliga. Doch auch und gerade hier gilt, dass ohne ein Miteinander nicht viel zu erreichen ist.
Deswegen gilt abschließend der Dank nochmals ausdrücklich allen am Flugbetrieb beteiligten, die diesen Erfolg erst ermöglichten. Dazu zählen die Flugleiter, Winden- und Lepofahrer, Schlepppiloten und natürlich die fleißigen Helfer, meist Flugschüler, am Boden, ohne die kein Segelflugzeug hätte starten können.Segelfliegen - ein ganz besonderer Teamsport.
Kevin Fritsch.
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